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Faire Mode – Gesund für Mensch und Umwelt

Menschen mit Einkaufstüten

Foto: Stocksy kkgas, AlamyStock Tetra-Images, Gary Crabbe, Realimage Text: Bianca Menzel

Jedes fünfte Kleidungsstück, das die Deutschen besitzen, wird so gut wie nie getragen. Kleidung wird immer mehr und schneller produziert, konsumiert und weggeworfen – mit negativen Folgen für Mensch und Umwelt. Es ist an der Zeit, dass Produzenten und Konsumenten mehr Verantwortung übernehmen – für die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken, für die Natur und vor allem für ihre eigene Gesundheit.

Laut einer Untersuchung der britischen Ellen-MacArthur-Stiftung könnte die gesamte Textilindustrie bis zum Jahr 2050 für ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sein. Das sind die Folgen, sollte sich der Fast-Fashion-Trend weiterhin durchsetzen. Gründe für den klimaschädlichen CO2-Ausstoß sind die Gewinnung von Plastikfasern, ihre Weiterverarbeitung und die langen Transportwege in der Modeindustrie. Zudem werden für den Anbau von Rohstoffen wie Baumwolle große Mengen Wasser verbraucht. Gewässer in Anbaugebieten werden mit Farbstoffen und Pestiziden belastet. Wäscht man Kleidung, die Plastikbestandteile aufweist, können außerdem kleine Partikel davon ins Wasser und später ins Meer gelangen. Über Nahrungsmittel gelangt Mikroplastik langfristig auch in den Körper. Es entsteht also nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein Gesundheitsproblem.

Näherinnen in Textilfabrik
Faire Mode hilft uns allen – der Industrie, den Arbeitnehmern, den Konsumenten und dem Planeten.

Nachhaltigkeit beginnt beim Anbau und in den Fabriken

Die Modezulieferer schaffen in den Anbaugebieten zwar Arbeitsplätze, allerdings unter teilweise fragwürdigen Umständen. In den letzten Jahren hat sich zwar viel im Arbeits- und Umweltschutz getan. Doch faire Bedingungen sind längst noch nicht in allen Textilunternehmen angekommen. Nachhaltigkeit muss mehr und mehr zum Standard der Modebranche werden.

Unfallversicherungen, Arbeitsschutz, sozial gerechte Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne und eine saubere und umweltfreundliche Produktion sind die entscheidenden Faktoren. Mit fairer Mode tut man außerdem nicht nur anderen, sondern auch sich selbst etwas Gutes. Denn während die bei konventioneller Mode eingesetzten Chemikalien zu diversen Hautirritationen und -krankheiten führen können, kommen nachhaltige Stoffe ohne Chemie aus. Das macht sie hautverträglicher und deutlich angenehmer zu tragen.

Faire Rohstoffe: Von Viskose aus Meeresalgen bis Fruchtleder aus Ananasblättern

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an nachhaltigen Rohstoffen für die Textilproduktion. Pflanzliche Alternativen wie Leinen und Hanf sind beispielweise umweltschonender in ihrer Produktion. Mittlerweile werden sogar ökologisch nachhaltige Kunstfasern hergestellt. Dazu gehören Lyocell aus Eukalyptusholz, eine Biopolymer-Faser, die aus Milch gewonnen wird, oder Viskose aus Meeresalgen. Letztere ist nicht nur zu 100 Prozent biologisch, sondern wirkt auch noch entzündungshemmend und entgiftend, da die in den Algen enthaltenden Nährstoffe bei der Verarbeitung erhalten bleiben.

Ein echter Geheimtipp ist außerdem Fruchtleder aus Ananasblättern. Der von der spanischen Designerin Carmen Hijosa in Zusammenarbeit mit dem Royal College of Art entwickelte Rohstoff ist nachhaltig und gleichzeitig kostengünstig. Die Ananasblätter bleiben bei der Ernte meist übrig und können so zu nachhaltigen Taschen und Schuhen weiterverarbeitet werden.

Und natürlich gibt es auch eine Alternative zur konventionellen Baumwolle: Ökologische Baumwolle, die ohne den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln angebaut wird. Aber auch Wolle aus biologischer Tierhaltung, einheimische Naturfasern wie Flachs oder Fasern auf Zellstoffbasis sind umweltschonende Varianten.

Ananasplantage
Fruchtleder aus Ananasblättern ist nachhaltig und kostengünstig.

Siegel geben Orientierung beim Kauf

Nachhaltige Mode können Verbraucher in Modeboutiquen oder Online-Shops mit Öko-oder Fair Trade-Labels kaufen und an verschiedenen Siegeln erkennen. So versprechen zum Beispiel Global Organic Textile Standard (GOTS), Blauer Engel, EU Ecolabel oder Oeko-Tex schadstofffreie Produktion, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Rohstoffe. Mit dem Grünen Knopf gibt es seit 2019 auch das erste staatliche Textilsiegel in Deutschland. Es garantiert die Einhaltung umfassender sozialer und ökologischer Kriterien bei der Textilproduktion.

Wer besonders nachhaltig shoppen will, der kann sich auf diversen Online-Kleidertauschbörsen, im lokalen Second-Hand-Laden oder auf Flohmärkten vor Ort nach Kleidungsstücken aus zweiter Hand umschauen. Doch auch vor dem Kauf von fairen oder gebrauchten Kleidungsstücken sollten Sie sich immer fragen, ob Sie das das Kleid, die Hose oder das T-Shirt tatsächlich brauchen und regelmäßig tragen werden. Denn nur bewusster Konsum ist nachhaltiger Konsum.

Siegel auf Kleidungsstück
Diverse Siegel versprechen eine schadstofffreie Produktion, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Rohstoffe.