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Fitness für den Rücken

Rückengymnastik

Text: Burkhard Gruß | Foto: Mauritius/Mascott

Bewegung ist das beste Rezept gegen Rückenschmerzen. Und wenn es doch mal zwickt, sollte man nicht in Schockstarre verfallen, sondern tanzen, Fahrrad fahren oder putzen.

Der menschliche Rücken ist ein kompliziertes Konstrukt aus Knochen, Muskeln und Bindegewebe. Das ist so, weil unser Hinterteil möglichst beweglich sein und eine tragende Rolle spielen soll – im Wortsinn. Hinzu kommt seine Funktion als Bindeglied zu unseren Armen und den Beinen. Unser Bewegungsapparat ist darauf ausgerichtet, möglichst reibungslos zu harmonieren. Doch diese Harmonie ist immer öfter gestört, weil wir in unserer modernen Gesellschaft zu viel sitzen und uns zu wenig bewegen. Mediziner und Wissenschaftler sind sich einig: Ausreichend Bewegung ist die Voraussetzung für einen gesunden Rücken. Muskeln, Gelenke, Knochen, Nerven und Bindegewebe benötigen den fortlaufenden Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Es gibt viele Sportarten, die gut für den Rücken sind und möglichen Problemen vorbeugen. Dazu gehören unter anderem Schwimmen, Nordic Walking, Klettern und Sportarten, bei denen der Körper in Balance sein muss, wie Eislaufen oder Inlineskaten.

Blitzableiter für die Psyche

Allerdings kann auch ein perfekt trainierter Körper mit Rückenschmerzen reagieren. Profifußballer Philippe Coutinho vom FC Liverpool ist ein gutes Beispiel. Der 25 Jahre alte Brasilianer wollte im Sommer seinen Verein in Richtung Spanien verlassen. Die Engländer ließen ihn aber nicht ziehen. In der Folge fiel er wochenlang aus – mit Rückenproblemen. Der Grund: Sorgen und emotionale Belastung wegen des Wechsels. Jetzt sind die Probleme „wegdiskutiert“ – und Coutinho kickt wieder schmerzfrei.

Es empfiehlt sich, bei der Ursachenforschung für Rückenschmerzen also nicht immer nur nach körperlichen Gründen zu suchen. Häufig sind Stress, Sorgen um den Arbeitsplatz, Probleme mit Kollegen oder in der Familie für Rückenschmerzen verantwortlich. Dagegen hilft in diesen Fällen nur die Bewältigung dieser seelischen Belastungen. Das geht nicht von heute auf morgen und oft auch nicht allein. In schweren Fällen können schmerztherapeutisch geschulte Psychologen weiterhelfen.

Fünf Tipps fürs Büro

Aufrecht hinsetzen, Arme mit gefalteten Händen über den Kopf heben, ausatmen.
Aufstehen, am Schreibtisch abstützen und den Rücken zu einem Buckel krümmen.
Nach vorn beugen, die Fußfesseln mit den Händen umfassen, ausatmen.
Die Hand über den Kopf aufs Ohr legen und den Kopf mehrfach sanft zur Seite neigen.
Fingerspitzen auf die Schultern legen und diese nach vorn und hinten kreisförmig bewegen.
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Loslassen und locker bleiben

Ansonsten kann zum Beispiel eine Bewegungslehre wie Yoga stressgeplagten Rücken Erleichterung verschaffen. Beim Yoga arbeitet man nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Dadurch wird Stress nicht nur abgebaut, sondern ihm wird auch vorgebeugt. Yoga kräftigt den Rumpf und dehnt dessen Muskeln. Das trainiert die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Einen ähnlichen Effekt hat auch das Tanzen. Die Musik und die gemeinsame Bewegung mit dem Tanzpartner wirken sich positiv auf die Psyche aus. Und ganz nebenbei wird durch die Drehungen und Schritte die Rückenmuskulatur mobilisiert. Als Zugabe gibt eine aufrechtere Körperhaltung ein besseres Körperbewusstsein. Das gilt natürlich auch für die Solonummer in der Disko.

Wen es mehr in die freie Natur zieht, dem sei bei Rückenproblemen das Fahrradfahren empfohlen. Wenn Lenker und Sattel richtig eingestellt sind, kräftigt das Radeln die stabilisierenden Muskeln um die Wirbelsäule. Selbst bei alltäglichen Verrichtungen kann der Rücken trainiert werden. Zum Beispiel morgens im Bus: Wer stehen bleibt, der hält seine Muskeln durch das Geschaukel des Gefährts in Bewegung. Auch Hausarbeit ist durch die Vielzahl an Bewegungen gut für den Rücken. Aber Achtung: Möglichst nicht zu schwer heben. Bandscheiben erholen sich übrigens im Schlaf. Dafür ist eine gute Matratze das A und O. Die Seitenlage mit leicht angewinkelten Knien gilt als ideale Schlafposition, weil die Wirbelsäule so natürlich gekrümmt zum Liegen kommt.

Weil Rückenprobleme sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Volkskrankheit ausgewachsen haben, arbeiten im Projekt „Rückenschmerz“ gerade 13 Forschungsinstitute aus ganz Deutschland an einem System dafür, wer am besten welche Übungen machen sollte. Bis dahin gilt nach wie vor: Am besten in Bewegung bleiben!

Symbolbild Hausarbeit
Die Vielzahl an möglichen Bewegungen macht Hausarbeit zu einem guten Rückentraining

Rücken fit

Hilfe bei Rückenproblemen bietet die „Rücken Fit Challenge“, ein sechswöchiger Onlinekurs. Bei regelmäßigem Training erstatten wir die Kurskosten. Weitere Rückenkurse finden Sie im Kursfinder.

Kurze Übungen können den Rücken entlasten und Verspannungen vermeiden. Videos dazu sehen Sie unter: befit per click

Damit sich Ihr Orthopäde mehr Zeit nehmen kann, bieten wir in einigen Regionen ein Programm für unspezifische Rückenschmerzen an.