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Gute Vorsätze – ganz entspannt

Wunderkerze

Fotos: Mina Stefanovic, Victor Cvetkovic, iStock, Photoschmidt, Tierney, Marcin Wiklik

Gut gemeint ist nicht immer gut. Das gilt auch für die guten Vorsätze zum Jahreswechsel. Studien zeigen: Wer sich zum Jahreswechsel zu viel vornimmt, läuft Gefahr zu scheitern. Besser ist es, entspannt ins neue Jahr zu starten.

Weniger Alkohol, mehr Sport, mehr Zeit für die Familie: Gute Vorsätze dieser Art sind ein fester Bestandteil der Rituale zum Jahreswechsel – so wie Bleigießen oder „Dinner for one“. Ursprünglich stammt diese Tradition wahrscheinlich aus der christlichen Lehre, stets nach dem Guten zu streben. Aber die guten Vorsätze passen auch zu unserem Zeitalter der Selbstoptimierung. Schließlich gibt es viele Möglichkeiten, sich und sein Leben zu verbessern. Oder frei nach dem großen Psychologen Alfred Alder: Der Mensch ist im Wesen gut, aber unvollkommen.

Stark anfangen, schnell nachlassen

Aber woran liegt es, dass viele Neujahrsvorsätze nicht erfolgreich oder gleich gar nicht umgesetzt werden? Laut diverser Studien hat vielleicht gerade die Hälfte der Menschen den guten Vorsatz nach einem halben Jahr noch auf dem Schirm, geschweige denn realisiert. Psychologen haben dafür eine einfache Erklärung: Das Gehirn ist auf Gewohnheit trainiert, weshalb es sehr schwer ist, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Dazu braucht es Kraft, Ausdauer und den echten Willen. Wer es nicht wirklich ernst meint, scheitert mit sehr großer Wahrscheinlichkeit daran, langfristig gesünder zu essen oder weniger Zeit mit dem Handy zu verbringen. Und je häufiger es nicht gelingt, Vorsätze umzusetzen, desto weniger glauben wir daran, überhaupt zu einer Verhaltensänderung fähig zu sein. Das Ende vom Lied: Frust und das unschöne Gefühl andauernder Unzulänglichkeit.

Eltern mit Smartphones und Kleinkind
Klassiker der guten Vorsätze: Mehr Zeit mit der Familie verbringen und weniger mit dem Handy.
Frau meditiert im Grünen
Nützlicher Tipp: Vorsätze entspannter angehen.
Symbolbild gesunde und ungesunde Lebensmittel
Innerer Schweinehund: Gelernte Verhaltensmuster lassen sich nur mit viel Kraft und echtem Willen aufbrechen.
Läuferin
Mehr Sport? Persönliche Ziele sollten nicht zu hoch angesetzt werden. Ein Scheitern sorgt für noch mehr Frust.
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Weniger ist mehr

„Gute Vorsätze sind der nutzlose Versuch in wissenschaftliche Gesetze einzugreifen. Ihr Ursprung ist reine Eitelkeit, ihr Resultat gleich null.“ So negativ wie der Schriftsteller Oscar Wilde müssen wir gute Vorsätze aber auch nicht sehen. Vielleicht hilft es auch, wenn wir dem hehren Ziel einfach nur einen anderen Namen geben. Schließlich ist ein Vorsatz noch kein Ziel. Wieviel genau will ich abnehmen? Was genau heißt mehr Sport? Es hilft auf jeden Fall, sich ein konkretes Ziel zu setzen und dieses auch schriftlich zu fixieren. Zum Beispiel: 10 Kilo abnehmen, zweimal die Woche eine Stunde Sport, bis die Kinder abends im Bett sind weder Handy, Notebook oder Tablet. Gerade wenn es um gute Vorsätze geht, ist weniger mehr. Lieber einen wirklich wichtigen Vorsatz als Dutzende der üblichen aus dem Silvester-Repertoire. Und nicht zu viel vornehmen. Ein Genussmensch wird über Nacht nicht zum Asketen und ein Workaholic nicht zum Ruhepol der Familie.

Positiv planen

Ganz wichtig ist es, einen Plan zu haben, wie und in welchem Zeitraum das Ziel erreicht werden soll. Am besten ganz klassisch: mit einem schriftlich ausgearbeiteten Zeitplan und konkreten Schritten, möglichen Hindernissen und Etappenzielen – gerne auch gekoppelt an eine kleine Belohnung. Ein netter Ausflug, ein neues Kleid, schön Essengehen (wenn man nicht gerade abnehmen möchte). Das alles dient der positiven Grundstimmung, die bei der erfolgreichen Umsetzung guter Vorsätze eine wesentliche Rolle spielt. Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität haben sogar herausgefunden, dass Menschen, die auf gute Vorsätze verzichten, mit ihrem Leben zufriedener, selbstbewusster und tendenziell besser gelaunt sind. Dieses Dreierlei ist wiederum eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, um gute Vorsätze wirklich wahr zu machen. Wer schon relativ zufrieden ist, kann leichter noch zufriedener werden. Weil die positive Grundstimmung so wichtig ist, raten Verhaltensforscher dazu, schon den Vorsatz an sich positiv zu formulieren. Also zum Beispiel nicht abspecken, sondern schlank und fit werden. Nicht Handy-Sucht bekämpfen, sondern mehr Zeit für Familie und die schönen Künste freihalten.

Happy End

Im Prinzip dient der gute Vorsatz doch sowieso nur dem einem Ziel: mehr Zufriedenheit mit sich selbst und seinem Leben. Vielleicht ist genau das ja gar nicht so unerreichbar, wenn man nicht immer alles besser machen will und stattdessen seine Art zu leben auch mal so akzeptiert wie sie ist. Überlegen Sie sich also genau, wie wichtig Ihnen gute Vorsätze sind und ob es sich lohnt, dafür zu kämpfen. Schließlich ist jeder gute Vorsatz ein Kampf gegen den inneren Schweinehund. Wer locker und flexibel bleibt, hat gute Chancen sein Verhalten dauerhaft ändern zu können – und damit noch ein bisschen zufriedener zu werden. In diesem Sinne und ganz ohne Vorsatz: Ein gutes neues Jahr!